Literatur und Kultur
  • Literatur
  • Bücherliste
  • Kultur
  • Vita
  • Impressum
    • Datenschutzerklärung

"Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält."                                                                                            William Somerset Maugham

Rezension - "Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte" von Rafik Schami

18/11/2017

 
- Oder wie ich zum Erzähler wurde. -
Bild
Rafik Schami gilt als einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren der Gegenwartsliteratur und beliebtesten Erzähler Deutschlands. Mittlerweile 71 Jahre alt, kann der syrisch-deutsche Schriftsteller und promovierte Chemiker auf ein bis jetzt bewegtes Leben zurückblicken. Schon mit 19 Jahren hatte er sich der Literatur verschrieben. Unter dem Pseudonym - Rafik Schami- verfasste und veröffentlichte er viele Werke und erhielt mehrere Auszeichnungen und Preise.
Einen wesentlichen Part in seinem literarischen Schaffen und Leben nehmen die Märchen und das Erzählen ein.
Auf 169 Seiten erfahren die Leser/innen, wie Rafik Schami zum Erzähler wurde und welche Bedeutung Märchen und die mündliche Verbreitung von Geschichten nicht nur für ihn und die Kinder, sondern auch für die Erwachsenen haben. In der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.
Mit dieser Lektüre griff ich gleich sein persönlichstes Buch. Er schreibt über seine Kindheit in Damaskus und den Erlebnissen in seiner Jugend. Sie waren der Anstoß, dass aus ihm ein Erzähler wurde. Zwölf Erzählungen lassen den Lesenden eintauchen in die Welt seiner Kindheit, seiner Heimat, mitfühlen mit den Menschen und deren Gepflogenheiten und Traditionen.
Rafik Schami schreibt sehr lebendig über seine Kindheit und sehr liebevoll über seinen Großvater.
Der Großvater bekam immer das bequeme Gästebett angeboten, wenn er zu Besuch war. Doch stets zog er es vor, auf einer einfachen Matratze im Kinderzimmer zu schlafen. Abends, wenn die Enkel zum Schlafen geschickt wurden, bettete sich der Großvater auf seiner Matratze und die Stunde der Geschichten und Märchen begann. Großvater lieh dem Ganzen nicht nur seine Stimme, sondern vollen Körpereinsatz, was die Jungs ganz und gar in ihren Bann zog. Nicht selten kam es vor, dass der Vater verärgert dem ein Ende bereitete und die Kinder lange nicht einschlafen konnten.
Im Frühjahr 1953, der Schriftsteller war noch ein kleiner Junge, bummelte er an der Hand seines Großvaters in der Altstadt und erlebte, wie eine Frau ihren Mann auf dem Markt verkaufte.    
Besonders gefallen hat mir "Scheherasad, meine Mutter und ich". Rafik war 10 Jahre alt, als im Radio bekanntgegeben wurde, dass allabendlich eine Geschichte der Scheherasad gesendet würde. Tausend und eine Nacht im Land der Märchen, mit "Ali Baba und die vierzig Räuber", "Sindbad der Seefahrer" und vielen anderen Figuren und Helden des Morgenlandes. 
Einen rührenden Abschluss findet das Buch, als die Großmutter dem Großvater die Lesebrille hinterherbrachte.
Es sind warmherzige und heimelige Geschichten. In einem anderen Land Mitte des 20. Jahrhunderts. Bei denen man als Leser/in mittendrin ist und den Anis-Duft direkt in der Nase hat. Denn aufgewachsen ist der Autor im christlichen Viertel im Osten der Altstadt von Damaskus, in dem vorwiegend die Glocken läuteten und der Geruch von Anis durch die Straßen wehte. 

"Wir meinen, das Märchen und das Spiel gehöre zur Kindheit: wir Kurzsichtigen! Als ob wir in irgendeinem Lebensalter ohne Märchen und Spiel leben möchten!" Friedrich Nietzsche


​
​Es war mein erstes Buch von Rafik Schami, und nicht mein letztes. 

Buchinformationen:
Erzählungen - 169 Seiten
Carl Hanser Verlag
ISBN: 978-3-446-23771-1
​

Kommentare sind geschlossen.
© Literatur und Kultur 2020
  • Literatur
  • Bücherliste
  • Kultur
  • Vita
  • Impressum
    • Datenschutzerklärung