Literatur und Kultur
  • Literatur
  • Bücherliste
  • Kultur
  • Vita
  • Impressum
    • Datenschutzerklärung

"Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält."                                                                                            William Somerset Maugham

Rezension - "Ein Mann namens Ove"  von Fredrik Backman

1/7/2017

 
Der schwedische Überraschungserfolg über einen Mann, den man eigentlich nicht als Nachbarn haben möchte.
Bild
Bild
Bevor Fredrik Backman 2012 mit diesem Buch als Schriftsteller sein Debüt gab, war er in Schweden bereits ​ein landesweit bekannter Blogger. Im Jahr darauf wurde er zum erfolgreichsten Autor Schwedens gekürt. Was für eine Karriere, wenn man bedenkt, weshalb er diesen Roman überhaupt geschrieben hat. Backmans Geständnis steht auf der fünften Seite wie folgt: "Für Neda. Alles nur, um dich zum Lachen zu bringen. Nur dafür."
Was haben wir für ein Glück. Denn der Autor hat nicht nur seine Neda, sondern inzwischen Millionen Leser zum Lachen gebracht.

​Die Geschichte um Ove beginnt in seinem 60. Lebensjahr. Zunächst kommt der Protagonist so gar nicht sympathisch daher. Ove ist stets schlecht gelaunt und hat an Jedem etwas auszusetzen. Jeden Tag gibt es was zu kontrollieren, zu meckern und zu nörgeln. Er ist ein Miesepeter und ein Stinkstiefel, wie er im Buche steht. Trotzdem fängt man da schon an zu schmunzeln. Denn wer kennt nicht so einen, der einem das Leben schwer macht und zum Verzweifeln bringt. Fredrik Backman weiß da gekonnt die Komik anzusetzen. Es klingt absurd und lächerlich, wenn Ove zu der herrenlosen und vor seiner Tür sitzenden Katze sagt: "Das hier ist Privatgelände!". Und erst recht boshaft und verletzend, wenn er den Hund der Nachbarin als Winterstiefel mit Augen bezeichnet. Es ist Humor der besonderen Art und mitunter ganz schön mutig, was Oves feindselige Sprüche und Äußerungen betrifft.

Anhand der Rückblenden erfährt der Leser langsam, warum Ove so geworden ist wie er ist, zurückgezogen, verbittert, abweisend und des Lebens überdrüssig.
Die Kapitel, in denen Ove erzählt, wie er seine Frau kennengelernt hat, die muten so ganz anders an. Sie sind leicht, heiter, beschwingt und vor allem bunt. In diesem Roman habe ich eine der schönsten Liebeserklärungen gelesen. Ove bezeichnet sich selbst "als ein Mann aus Schwarz und Weiß. Und sie war Farbe. All seine Farbe." 
Trotz des bissigen Humors in den ersten Kapiteln und im derzeitigen Leben von Ove schafft der Autor mühelos den Spagat zu behutsamer Einfühlsamkeit und gefühlvoller Erzählung bei den Rückblenden, in die andere, glückliche und lebenswerte Zeit. Bis zu dem Ereignis, bei dem ich ihn am liebsten in den Arm genommen hätte, um zu trösten. Fredrik Backman hat hier die richtige Balance zwischen Humor und Tragik gefunden. 
 
Ove hat nach all den Schicksalsschlägen einen Entschluss gefasst. Als er ihn zum ersten Mal in die Tat umsetzen will, tritt wiederum eine Frau in sein Leben, bunt und lebensfordernd. Beharrlich und bestimmt lässt sie ihn nicht aus den Augen und ist immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort. Seine unverträgliche Art alles und jedem gegenüber schreckt sie nicht. Auf ihre eigene Weise und mit Hilfe einer Katze holt sie Ove schrittweise ins Leben zurück.
 
Wie heißt es im Volksmund: Harte Schale, weicher Kern. Verheimlichen möchte ich Ihnen nicht, dass es viele Seiten dauert, genauer gesagt 232, bis Oves weicher Kern wieder zum Vorschein kommt und der hilfsbereite Menschenfreund den grantigen Griesgram ablöst.

Dennoch, das Durchhalten lohnt sich! Es ist ein leicht zu lesender, wunderbarer Roman zum Lachen und zum Weinen.


Buchinformationen:
Roman - 384 Seiten
Fischer Taschenbuch
ISBN: 978-3-596-19780-4

Wurde 2016 verfilmt mit dem einzigartigen Rolf Lassgárd alias Mankels Wallander.

Kommentare sind geschlossen.
© Literatur und Kultur 2020
  • Literatur
  • Bücherliste
  • Kultur
  • Vita
  • Impressum
    • Datenschutzerklärung