Noch bis zum 27. Mai 2018 in der LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen "Fotografien der 60er und 70er Jahre aus der Nicola Erni Collection" An die 200 Fotografien aus der Schweizer Collection geben einen meist schwarz-weißen Einblick in zwei Jahrzehnte, die in jeglicher Hinsicht prägend und verändernd waren. Der Kalte Krieg beherrschte die Welt, der erste Mensch betrat den Mond, Deutschland wurde geteilt und eine Rebellion der Jugend brach über die Gesellschaft herein. Unruhige Jahre, die Vieles veränderten, neue und provokante Kreativität hervorbrachten. Für mich, die ich in diese Zeit hineingeboren wurde, war die Ausstellung eine Zeitreise in Kindertage. Meine Eltern schimpften damals über den "Krach" der Beatles und Rolling Stones, waren geschockt über den Bau der Mauer und schüttelten den Kopf über die Vorstellungen der Jugend. Im Saal 1 beginnt die Ausstellung mit "Andy Warhols Factory", als sich Warhol mit dem Siebdruck als Kunstmittel vertraut machte. Die quantitative Vervielfältigung, ganz berühmt das Porträtfoto der Schauspielerin Marilyn Monroe, war eine Revolution. Zuerst unverstanden und heute nicht mehr wegzudenken. Auch war die Factory nicht nur Warhols Arbeitsstätte, sondern Warhol wurde als Fotograf selbst Teil der Performance. Die Fotos sind unter den Überschriften -Mode-, -Filmstars-, -Politik-, -Musik-, -Kunst- und -Frauen sind schön- auf drei Etagen arrangiert. Gezeigt wird die Unterschiedlichkeit im Anspruch der Fotografie in Verbindung mit der Hervorhebung des Wesentlichen. Die Mode- und Porträtfotografie z. B. ist präzise, gezielt und meist sehr aufwendig bis zum Endprodukt. Die Paparazzi-Fotos dagegen heben den Moment hervor, der Einblick in die Privatwelt von Stars und Idolen gibt. Im besten Fall skandalös und anstößig für einen guten Verkaufspreis. Manchmal entstehen dabei museale Momentaufnahmen. Der Journalismus erhielt durch die Fotografie eine stete mediale Präsenz. Auf der einen Seite gewollt und nicht selten als Mittel zur Erstellung oder Aufpolierung des Starimages bewusst eingesetzt. Auf der anderen Seite ebenso verhasst. Ein gutes Beispiel dafür ist für mich Lady Di, auch wenn logischerweise keine Fotos in dieser Ausstellung zu sehen sind. Beim Betrachten dieser Fotoschau verglich ich automatisch die damalige Situation der Fotoerstellung und dessen Ansinnen und Wirken mit der heutigen Zeit und deren Umgang. Was für eine Entwicklung! Zusätzlich sind unter "SHOOT NOW!" die Ergebnisse des Fotowettbewerbs der Ludwiggalerie zu sehen. Entweder zwischendurch oder am Schluss kann man in der ersten Etage ganz im Stil dieser aufrüttelnden Ära entspannen.
Die Ausstellung hat mich begeistert und mir einen anderen und intensiveren Blick auf das Fotografieren gegeben. Die Fotos sind mit freundlicher Genehmigung des Museums entstanden.
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Verlängert bis zum 28. Januar 2018 im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr Emil Nolde Studioausstellung in der Sammlung Ziegler Im westlichen Ruhrgebiet liegt Mülheim an der Ruhr. Die Großstadt mit über 160tausend Einwohnern hat nicht nur einen Hafen und einen Wasserturm, sondern auch eine reizvolle und sehenswerte Kunstsammlung mit Weltberühmtheiten. Das im alten Postgebäude befindliche Kunstmuseum wartet neben der Dauerausstellung zur Zeit mit einem ganz besonderen Geburtstagsjubiläum auf. Vor 150 Jahren, am 7. August 1867, wurde Emil Hansen als Bauernsohn im Dorfflecken Nolde geboren. Er lernte Schnitzer und Möbelzeichner, ging an die Kunstgewerbeschule in St. Gallen und arbeitete anschließend mehrere Jahre als Zeichenlehrer. Mit der Idee, Berge mit faltigen, mürrischen Gesichtern zu zeichnen, und die "Bergriesen" als Postkarten zu verkaufen, wurde er finanziell unabhängig. Von Stund an konnte er sich ganz seiner Leidenschaft, dem Malen, widmen. Welch ein Glück auch für uns. Mit 35 Jahren heiratete er die junge dänische Schauspielerin Ada Vilstrup und benannte sich zeitgleich um in Emil Nolde. Wer sich mit dem Maler und Menschen Emil Nolde schon einmal beschäftigt hat, weiß, dass er nicht unumstritten war, vor allem was seine Zeit bis 1945 betraf sowie die eigene Darstellung als künstlerisches Opfer jener Zeit. Erst heute, viele Jahre nach seinem Tod, arbeitet die Nolde Stiftung Seebüll seine Vergangenheit auf. Die Jubiläumsausstellung zeigt mehr als 40 seiner Arbeiten. Sie stammen aus dem Bestand der Stiftung Sammlung Ziegler als auch des Museums selbst. Emil Nolde war einer der einflussreichsten Künstler des deutschen Expressionismus. Die Räume sind gegliedert nach den Bildmotiven Tiere, Blumen, Landschaften, Radierungen & Schnitte und Stadtfacetten. Den Besuchern der Ausstellung erwarten Zeichnungen, Aquarelle und Ölgemälde mit betonenden, kräftigen und leuchtenden Farben. Noldes Malweise war spontan und temperamentvoll. An den Wänden kann man unter anderem folgendes Zitat des Malers lesen: "Je schneller mir ein Bild entstehen konnte, um so besser war es." Passend zur Epoche und zu Noldes künstlerischem Lebensweg werden darüber hinaus Werke seiner Malerkollegen präsentiert, wie Ernst Ludwig Kirchner, August Macke, Franz Marc und weitere bekannte Expressionisten. Und das nicht allein. Momentan und bis Mitte Januar 2018 stehen die Galerieräume der "Alten Post" ganz im Zeichen der Epoche des Expressionismus. Im Erdgeschoss befindet sich die Ausstellung "Fern der großen Städte" mit Gemälde, Aquarellen und Grafiken von Heckel, Kirchner, Rohlfs, Schmidt-Rottluff und vielen anderen Künstlern der expressionistischen Periode. Die Hauptausstellung wird sozusagen begleitet von den Grafiken Otto Pankoks im Grafikraum und der Studio-Ausstellung zum 150. Geburtstag Noldes, ebenfalls im Obergeschoss. Es ist eine bilderreiche, farbenprächtige, eindrucksvolle und malerisch schöne Zeit, die man im Mülheimer Kunstmuseum verbringen kann. Ich war sehr beeindruckt und fasziniert. Meine Empfehlung: Aufgrund der Fülle an Exponaten lohnt eine Aufteilung und ein zweiter Besuch. Die Fotos sind mit freundlicher Genehmigung des Museums entstanden.
Noch bis zum 4. Februar 2018 in den Museen Böttcherstrasse in Bremen "Schlaf" - Eine produktive Zeitverschwendung Bremen ist immer eine Reise wert. Bekannt und berühmt ihrer Stadtmusikanten wegen, hat die Hansestadt an der Weser noch viel mehr zu bieten. Maritimes sowie eine Uferpromenade, historische Gebäude, einen wunderschönen Marktplatz, kleine Cafés, Galerien, das entzückende Schnoorviertel, etliche Restaurants, und mitten in der Altstadt die unter Denkmalschutz stehende Böttcherstrasse mit dem Glockenhaus und ihren Museen. Wenn man in Bremen ist, will man alles sehen und erkunden und denkt bei weitem nicht an das eine, und zwar an Schlaf. Die Museen Böttcherstrasse hingegen haben sich des essentiellen Themas angenommen und hierüber eine Sonderausstellung ausgerichtet. Ein deutsches Sprichwort sagt: "Kein größerer Dieb als der Schlaf: Er raubt uns das halbe Leben." Schopenhauer hingegen meinte: "Der Schlaf ist für den ganzen Menschen, was das Aufziehen für die Uhr." Und der italienische Dichter Gioacchino Belli (1791-1863) schwärmte begeistert über den Ort der Ruhe und Erholung: "Gesegnet sei er, der das Bett erfunden hat! Was schöner auf der Welt gibt es nicht." Eine unterschiedliche Betrachtungsweise und gegensätzliche Empfindungen, was sich auch entsprechend in den Darstellungen der Kunst wiederfindet. Für den einen ist es ein notwendiges Übel, für den anderen Lebenselixier. Unter den Kategorien -privater Schlaf- , -intimer Schlaf- , -öffentlicher Schlaf- , -märchenhafter Schlaf- , -schlaflos- und -Künstlerschlaf- werden seit dem 24. September Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Literaturauszüge, Videos und Fotografien im Paula Modersohn-Becker Museum präsentiert. Absolut fasziniert hat mich die ironische und humorvolle zeichnerische Erzählung von Jochen Kuhn "Immer müder". Ein Mann, der so müde ist, dass er immer und überall einschläft. Und er kann nichts dagegen machen. Wir sind in der heutigen Zeit ständigem Druck und Leistungsdenken ausgesetzt, so dass man sich in diesem Animationsfilm wiederfindet. Obwohl die 6 Minuten amüsant sind, regt das Thema sehr zum Nachdenken an. ![]() "Schlaf" ist eine sehr interessante, vielfältige und kurzweilige Ausstellung, bei der man nicht müde wird. Und falls man danach doch ein wenig ausruhen möchte, steht in der obersten Etage diese gemütliche Liegewiese mit Meeresrauschen im Hintergrund. ![]() Wenn Sie anschließend noch Zeit und Interesse haben, empfehle ich Ihnen sehr die zwei Dauerausstellungen im selben Trakt. Zum ersten die Werke der Künstlerin Paula Modersohn-Becker, die als Pionierin der modernen Malerei zu Beginn des 20. Jahrhunderts gilt. Zum zweiten und ganz anderer Art präsentiert sich die Sammlung des Ludwig Roselius im gleichnahmigen Museum. Sehr beeindruckend ist der Silberschatz der Compagnie der Schwarzen Häupter aus Riga sowie das Esszimmer im Erdgeschoss mit prachtvoller Ledertapete aus der Zeit des Hochbarocks um 1720. Die Fotos sind mit freundlicher Genehmigung des Museums entstanden. |
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