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"Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält."                                                                                            William Somerset Maugham

Rezension - "Winter in Maine" von Gerard Donovan

21/7/2017

 
Von der britischen Zeitschrift "The Guardian" als "Buch des Jahres 2008" gekürt, erschien 2009 die deutschsprachige Übersetzung.
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Gerard Donovan wurde 1959 in Wexfort, Südosten Irlands, geboren. Er studierte zuerst Philosophie und Germanistik. Anschließend arbeitete er in einer bayerischen Käsefabrik und danach an der Technischen Universität in Hannover. Es folgten ein Studium der klassischen Gitarre und in den USA ein Magisterabschluss. Seine literarische Laufbahn, zuerst mit Gedichten und Kurzgeschichten, begann Anfang der 90er Jahre.  
Heute lebt und arbeitet der Autor in einer ehemaligen Bahnstation im Staat New York.
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Die Geschichte ist in 3 Teile aufgeteilt. Sie beginnt an einem 30. Oktober und endet 6 Tage später. 
Der Protagonist, Julius Winsome, lebt seit 51 Jahren in der von seinem Großvater im Norden von Maine erbauten Hütte. Seit dem Tod seines Vaters lebt er zurückgezogen und allein mit seinem Pitbullterrier Hobbes. Der Roman beginnt mitten in diesem Leben und in dieser Einsamkeit.
In den Sommermonaten arbeitet Winsome für die Reichen als Landschaftsgärtner sowie in einer Autowerkstatt. Mit dem im Sommer erarbeiteten Geld kommt er stets gut über den Winter. In den kalten Wintertagen und langen Winterabenden widmet er sich mit Freude und Hingabe den von seinem Vater ererbten Büchern, die in Regalen sortiert die gesamte Hütte ausfüllen. 
"So war ich von 3282 Büchern umgeben, in Leder gebundene Erstausgaben, Taschenbücher, alle in gutem Zustand, alphabetisch geordnet und mit Füller katalogisiert."
An einem dieser Abenden kommt sein draußen stromernder Hund nicht zurück nach Hause. Julius Winsome macht sich auf die Suche und findet ihn angeschossen. Hobbes, sein langjähriger treuer Freund und Gefährte, stirbt an den Schussverletzungen. Winsome begräbt ihn, trauert und fragt mittels Bekanntmachungen in der nächsten Stadt nach Zeugen. Nichts passiert oder klärt sich auf. Am dritten Tag nach dem Vorfall geht Winsome in die Scheune, wickelt sein Gewehr aus der Lederhülle, packt Tee und Proviant ein und macht sich auf in den Wald. Er will Rache.

Für mich ist dieser Roman eins der besten Bücher der letzten Jahre. Ich konnte nicht aufhören zu lesen. Auch nicht mit Winsomes Rachefeldzug.
Die Geschichte ist chronologisch aufgebaut. Anhand von Rückblenden erfährt der Leser über das Leben des Protagonisten. Von der Treue des Vaters, von der Liebe zu Claire, von weiteren Lebensstationen bis in die Generation seines Großvaters zurück. Beim Lesen spürt man die Liebe zur Literatur und zu Shakespeare. Die Sprache, Beispiele von Wortgruppen und Ursprünge von einzelnen Wörtern, nehmen in dem Werk einen bedeutenden Platz ein. Ebenso sind die Beschreibungen Donovans über die Stille der Wälder, die Schönheit der Natur als auch die der Einsamkeit fühlbar und einmalig. Umso schockierender ist dann der Entschluss Winsomes und die Vollstreckung.
Mich hat es an den Film "Falling Down - Ein ganz normaler Tag" mit Michael Douglas erinnert. In gewisser Weise nachvollziehbar und trotzdem verstörend.
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Selten waren sich die Fachwelt und Kritiker so einig wie bei Gerard Donovans Durchbruchswerk. Sie sprechen hier von einer Pflichtlektüre.
​Ich auch. 


​Buchinformationen:
Roman - 207 Seiten
Luchterland Literaturverlag
ISBN: 978-3-630-87272-8
​Auch als Hörbuch (Sprecher: Markus Hoffmann) erhältlich. 

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