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"Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält."                                                                                            William Somerset Maugham

Rezension - "Schöne Seelen und Komplizen" von Julia Schoch

11/5/2018

 
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Die 43jährige Autorin ist süd-östlich von Berlin in der ehemaligen DDR geboren worden, wuchs dort auf und lebt seit Ihrer Jugend in Potsdam. Sie ist freie Schriftstellerin und Übersetzerin. Mit diesem Titel veröffentlichte Sie Anfang des Jahres ihren vierten Roman.
Ein Roman, der nicht ganz einfach ist, und den ich nicht in einem Zug durchlesen konnte.
​Das Buch, mit seinen knapp 320 Seiten, ist in zwei Teile aufgeteilt. Der erste beinhaltet den Zeitraum von 1989 bis 1992. Der zweite spielt in der Gegenwart. Schoch porträtiert 16 Jugendliche, die sich inmitten der politischen Umwälzung in der DDR auf einem Elitegymnasium auf ihren Abschluss vorbereiten und dann endlich "frei" sind.
Im ersten wie im zweiten Teil sind die Kapitel namentlich benannt. Die Schriftstellerin lässt ihre Protagonisten in der Ich-Form erzählen, was mich anfangs etwas verwirrt hat. 
Der sich anbahnende historische Wendepunkt dringt nicht tief in die Mauern des Gymnasiums ein, so dass die Schüler das Zeitgeschehen um sie herum unterschiedlich und zum Teil nicht in ihrer ganzen Tragweite aufnehmen und verstehen. Ein Theaterstück soll organisiert, geprobt und aufgeführt werden. Jeder der Schüler und Schülerinnen ist mit dem Thema irgendwie verknüpft. Doch eigentlich sind sie mit ihren eigenen Gedanken, Sorgen und Problemen, die der Schritt in die Erwachsenenwelt bedeutet, beschäftigt.
Die Autorin hat ein gutes Gespür für Stimmungen, ohne es groß auszuweiten. Punktgenaue Beschreibungen, fern jeder Ostalgie und gespickt mit vielen Lebens- und philosophischen Weisheiten, zeigen ihren Blick auf vergangene Zustände als auch die von Heute.
Im zweiten Teil gibt es ein Wiederlesen von den nun fast 30 Jahre älter gewordenen Protagonisten. Sie begegnen sich zufällig und es gibt ein Klassentreffen. Als Leser erfahren wir von ihren Gedanken und Gefühlen, rückschauend auf den Start ins Leben mit all den Hoffnungen und Erwartungen. Inwiefern ist ihnen der Weg des gesellschaftlichen Umbruchs gelungen? Welche Chancen der Freiheit, im doppelten Sinne, haben sie genutzt? Sind sie glücklich? Schlicht, was ist aus Ihnen geworden? Jedoch weniger beruflich denn als Mensch. 
​

Da ich ihre anderen Werke nicht kenne, kann ich nur sagen, das hier ist ein tolles Buch. Wie bereits erwähnt, aufgrund der aneinandergereihten Lebensbeschreibungen manchmal etwas diffus, aber mit großem Einfühlungsvermögen, feinem Humor und vielen Grundwahrheiten.
Wie zum Beispiel auf Seite 141. Lehrer Haustein möchte Ellen Röder vor einem aus seiner Sicht falschen Schritt bewahren. Eigentlich müsste ich die gesamte Seite zitieren, nehme aber folgende drei Kernsätze: "Das Leben ist sehr schnell herum. Man denkt, es stünden einem alle Türen offen. Vielleicht stimmt das sogar, aber nur durch eine kann man gehen." 

Für mich ist das ein Roman, den man gut und gern zweimal lesen kann, um den Inhalt und die Aussagekraft voll und ganz zu verstehen.


Buchinformationen:
​Neuerscheinung 2018
Roman - 313 Seiten
Piper Verlag GmbH
​ISBN: 978-3-492-05773-8

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