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"Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält."                                                                                            William Somerset Maugham

Rezension - "Liebe" von Hanne Örstavik

3/11/2017

 
Obwohl der Roman in Norwegen bereits 1997 seinen Erfolg feierte,
erschien die deutsche Übersetzung erst zwanzig Jahre später.
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Die 1969 in Norwegen geborene Schriftstellerin begann ihre literarische Laufbahn bereits mit 25 Jahren. Drei Jahre später gelang ihr mit dem dritten veröffentlichten Werk "Liebe" der Durchbruch . 
Mit fast 130 Seiten ist das schmale Buch leicht an einem Tag durchgelesen. Es ist ein sehr angenehmer leiser Roman. Die Erzählung fließt wie ein ruhiger Fluss dahin. Klar, nüchtern und ohne große Schnörkel. Mit knappen Worten und meist kurzen Sätzen wird ein Zeitabschnitt um die zwei Protagonisten, Mutter und Sohn, genau beschrieben. Ein halber Tag und eine halbe Nacht. 
Der stets plötzliche und nächstzeilig stattfindende Wechsel der Perspektive von Mutter und Sohn wird von den Kritikern als einen literarischen Kunstgriff gelobt. Ich empfand diese Art der Umsetzung beim Lesen eher irritierend. 

Vibeke und Jon zogen vor ein paar Monaten in den Ort, und sind noch dabei sich einzugewöhnen. Vibeke hatte eine gut honorierte Stelle als Kulturreferentin bekommen und ist glücklich darüber. Sie ist jung, attraktiv, voller Sehnsucht und alleinerziehend. Jon fiebert dem kommenden Tag entgegen, seinem neunten Geburtstag.
Jon sitzt in seinem Zimmer und wartet auf seine Mutter. Er schaut aus dem Fenster auf den inzwischen ein Meter hohen Schnee und träumt vor sich hin. Draußen ist es winterlich kalt. Er wünscht sich eine Modelleisenbahn zum Geburtstag. Zu Hause angekommen, räumt Vibeke in der Küche den Einkauf  aus und denkt dabei über ihre erste Kulturpräsentation und den Ingenieur aus der Bauabteilung nach. Sie macht es sich auf der Couch mit einem Buch bequem. Danach sitzen beide in der Küche und essen zu Abend, Brot und Würstchen.
Die Autorin hat die Innigkeit und die Liebe zueinander sehr anschaulich in dieser alltäglichen Szene dargestellt.
Jon verlässt anschließend als erster das Haus, um Lose für seinen Sportverein zu verkaufen. Vibeke nimmt ein Bad, macht sich zurecht und geht zur Bibliothek. Mutter und Sohn auf dem Weg in den späten Abend. Jeder geht seinen eigenen und mit seiner Sehnsucht, nicht allein zu bleiben und anzukommen. Sie haben Begegnungen und halten inne. Beide werden erst sehr spät in der Nacht zurückkommen.   
Die Innigkeit und Liebe zueinander, von der ich geschrieben habe, setzt sich in der Form nicht weiter fort. Für mich als Lesende und vor allem als Mutter hat mich der Fortgang der Geschichte nachdenklich gemacht. Im ruhigen Ton geht es weiter, und die Spannung wird insofern aufrechterhalten, weil man erfahren möchte, wie für beide die Nacht endet. 
Aufgrund der Kürze der Erzählung gehe ich nicht weiter auf den Inhalt ein. Es ist ein schönes Buch. Ich habe es wirklich sehr gern gelesen. Allerdings hat es mich ratlos und auch bestürzt zurückgelassen. Zum ersten, weil ich nicht mit diesem (offenen) Ende gerechnet habe. Zum zweiten sind einige Fragen beim Lesen aufgetaucht.       

Fragen, die ich gern mit der Schriftstellerin diskutieren würde.
​

​Buchinformationen:
Roman - 126 Seiten
Karl Rauch Verlag GmbH & Co. KG
ISBN:978-3-7920-0250-6


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