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"Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält."                                                                                            William Somerset Maugham

Rezension - "Ein Leben und eine Nacht" von Anne Griffin

29/9/2019

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Der Debütroman der Schriftstellerin aus Irland stand auf Platz 1 der irischen Bestsellerlisten und ist in zahlreichen Ländern erschienen.
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​Ein Roman, der mich sehr ergriffen hat. Schon die Vorstellung, dass der 84 jährige Maurice seine letzte Nacht an der Bar im besten Hotel des Ortes sitzt, um auf sein Leben zurückzublicken, bevor er am nächsten Tag ins Seniorenheim zieht. Alle Vorbereitungen sind getroffen, die Koffer sind gepackt und die Hochzeitssuite ist reserviert. Wow, was für ein Wille, was für eine Stärke!
​Die Autorin erzählt die Geschichte vom Iren, Maurice Hannigan, in der Ich-Form und in 5 Kapiteln. Das erste Kapitel beginnt am Samstag, dem 7. Juni 2014, um 18:25 Uhr. Maurice sitzt an der menschenleeren Bar, trommelt mit den Fingern auf dem Tresen und freut sich auf seinen ersten Schluck seines ersten Toasts. Dabei spricht er mit sich selbst bzw. sinnbildlich zu seinem Sohn Kevin, der mit seiner Familie in den USA wohnt und lebt. Der alte Mann an der Bar wird in dieser Nacht fünfmal das Glas erheben, auf Menschen, die ihm sehr viel bedeutet haben und noch bedeuten. 
Eine literarisch gelungene Form, mit fünf Toasts ein ganzes Leben Revue passieren zu lassen.
Die Erinnerungen an seinen älteren, längst verstorbenen Bruder Tony und an die Kindheit mit all den damaligen Mühen und Sorgen. Das zweite Glas erhebt der Mann auf dem Barhocker auf seine Tochter Molly, die nach der Geburt  nur wenige Augenblicke gelebt hat. Seine Schwägerin Norreen, Schwester seiner Frau, war von Anbeginn des Kennenlernens seiner Schwiegerfamilie der Kern einer missverständlichen und komplizierten Geschichte. Das vierte Glas widmet er seinem Sohn Kevin. Der letzte Toast, um 22:10 Uhr, geht an seine Frau Sadie mit den Worten: "Ich habe mir in jeder Hinsicht das Beste bis zum Schluss aufgehoben." Sie war zwei Jahre zuvor gestorben, und seitdem ist sein Leben leer und einsam.   
​Für jeden Toast bzw. für jeden der fünf Menschen, hat der alte Hannigan wohlbedacht und sorgsam das entsprechende Getränk ausgewählt. Die Erinnerungen an seinen Bruder und seine Schwägerin werden begleitet mit jeweils einer Flasche Stout, ein schwarzes obergäriges Bier. Die Menschen seiner eigenen Familie, also Molly, Kevin und seine Frau Sadie bedenkt er mit je einem Whiskey. Für das Andenken an Sadie jedoch steht ein "majestätischer Drink" auf dem Tresen, ein Midleton Whiskey.
Während dieser vier bis fünf Stunden wird Maurice von Swetlana, die ihren ersten Dienst an dieser Bar versieht, bedient.  Die Bar bleibt zwar überwiegend ihm überlassen, aber im hinteren Saal des Hotels ist es sehr aufgeregt und lebendig. Zum einen finden die County Awards statt und zum zweiten ist die Hotelmanagerin ziemlich angespannt, weil sich für diese Nacht noch ein VIP angekündigt hat.  
Es ist kein heiterer Roman, aber auch keiner, der den/die Leser/in traurig zurücklässt. Es ist ein ruhiger Roman, gespickt mit vielen Geschichten aus einem 84 jährigen Leben. Die Autorin hat es sehr gut verstanden, trotz des Trubels drumherum, die Bar und den Protagonisten mit seinen Erinnerungen und Zwiesprachen wie eine Oase wirken zu lassen. Eine Oase, in der man gern verweilt und zuhört. 
Ich kann mich nicht erinnern, je einen Whiskey getrunken zu haben. Nach diesem Buch, das mich sehr berührt hat und das ich auch gern noch weitergelesen hätte, werde ich mir in naher Zukunft mal Einen bestellen und ihn in Erinnerung an die Erzählungen von Maurice Hannigan aus Irland genießen.
​ 
An dieser Stelle möchte ich mich für die Zusendung des Rezensionsexemplars bedanken.


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​Buchinformationen:
​Neuerscheinung 09/2019
Roman - 316 Seiten
Rowohlt Verlag GmbH
​ISBN: 978-3-463-40708-1
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