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"Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält."                                                                                            William Somerset Maugham

Rezension - "Dämonen" von Jürgen Domian

2/3/2018

 
- Hansens Geschichte -
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Mehr als 21 Jahre lief werktäglich zu später Stunde die Telefon-Talkradio-Sendung "Domian" mit der gleichzeitigen Übertragung im Fernsehen. Moderator war Jürgen Domian. 2016 beendete der bekannte Journalist und Kult-Talker seine Fernsehzeit, wurde mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und hätte sich verdient zur Ruhe setzen können. Doch Jürgen Domian ist das zu ruhig. Bereits in der Zeit als Moderator hatte er sich dem Schreiben zugewandt und seine ersten Werke herausgegeben. Nun schreibt er hauptsächlich. Letztes Jahr veröffentlichte er den Roman "Dämonen".

Die ersten Zeilen sind ein Zitat aus der Bibel, Das Buch der Weisheit 1, 16; 2, 1-5. Der letzte Satz aus dem zitierten Text lautet: "Unsere Zeit geht vorüber wie ein Schatten, unser Ende wiederholt sich nicht; es ist versiegelt und keiner kommt zurück."

Hansen, der Protagonist des Buches, hat in 9 Monaten Geburtstag. Er wird 60 Jahre alt. Körperlich und geistig ist er fit, seinen Beruf übt er erfolgreich aus und gesellschaftlich ist er eingebunden und nicht allein. Und doch hat sich Hansen vorgenommen, sein Leben an diesem Tag freiwillig zu beenden. Im Norden von Schweden in der längsten Nacht des Jahres, am 21. Dezember.
Die Frage, die man sich als Leser stellt: -Warum will sich Hansen umbringen?-, wird schnell beantwortet.
Hansen ist des Lebens überdrüssig. Die täglichen Nachrichten ermüden ihn nur noch, das Leben interssiert ihn nicht mehr. "Nichts brennt mehr in ihm" und er wendet sich zunehmend von der Welt ab.
Einen Sohn hat er, Philipp. Er ist der einzige, der in Hansens Leben noch eine wesentliche Rolle spielt. Jedoch reicht es aus Hansens Sicht nicht aus. Philipp ist erwachsen und lebt sein eigenes Leben. Sein Sohn braucht ihn nicht mehr.
Philipp weiß nichts von Hansens Plan, und auch sonst niemand. Hansen beschließt sogar, nicht bis zu seinem Geburtstag zu warten, sondern früher als geplant in den Norden hochzufahren. Die Zeit bis zum Tag X will er in einer einsam gelegenen Blockhütte verbringen.
Einen Abend vor seiner Abreise kommt Kay, sein einziger Freund, überraschend mit einer Flasche Whisky zu Besuch. Kay erfährt vom Entschluss seines Freundes und er sagt zu ihm: "Ich glaube nicht an den Tod in dir. Du schaust nicht tief genug in dich hinein. Denn je tiefer man schaut, desto heller wird es."
Am nächsten Morgen fährt Hansen los. Er hat noch 189 Tage vor sich, einschließlich der Einsamkeit, Stille, Gedanken, Erinnerungen, Begegnungen und der Dämonen.

Domian hat die Geschichte um Hansen in den ersten 41 Seiten in einer einfachen klaren Sprache sehr gut aufgebaut. Nun will man als Leser/in unbedingt wissen, wie es weitergeht. Was wird Hansen in dieser seiner "restlichen" Zeit tun? Wie wird er sie nutzen? Werden ihn Zweifel plagen? Wird etwas dazwischen kommen? 
​Die folgenden 148 Seiten sind nicht weniger spannend. Bis zum Schluss.

"Dämonen" ist keine einfache Lektüre, das ist sicher. Man liest es nicht mal eben oder  zwischendurch. Ich brauchte Ruhe und nahm mir Zeit, um es gelegentlich beiseite zu legen, über die Aussagen und Zitate nachzudenken und den Inhalt zu verarbeiten. Zum Beispiel habe ich anschließend über -meine- Dämonen nachgedacht.
Aber es ist auch kein Buch, was nur traurig ist bzw. traurig macht. Nein. Es ist ein Buch mit einem Thema, welches in unserer heutigen Zeit und Gesellschaft immer mehr an Bedeutung gewinnt. Jürgen Domian hat durch seine jahrelange Arbeit als Radiomoderator mit vielen am Leben verzweifelten Menschen gesprochen. Er hat sich ihre Krisen und Schicksale angehört. Die dabei immer wieder geäußerte Lebensmüdigkeit, brachte ihn zu der Frage: "Gibt es einen Zwang zu leben, nur weil man lebt?"
Jürgen Domian ist ein Autor, der weiß, worüber er schreibt. 

PS: Mittlerweile wird in den Medien berichtet, dass Domian mit einer neuen Sendung zurück zum TV möchte. Von mir aus, kann er ruhig weiter Bücher schreiben.


Buchinformationen:
Roman - 189 Seiten
Gütersloher Verlagshaus
ISBN: 978-3-579-08691-0

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