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"Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält."                                                                                            William Somerset Maugham

Rezension - "Der Maler und das Mädchen" von Margriet de Moor

20/5/2017

 
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Die Handlung spielt in Amsterdam, am Samstag, dem 3. Mai 1664. Es ist der Tag der Hinrichtung der achtzehnjährigen Elsje Christiaens.

Mit dem ersten Satz erfährt der Leser bereits, was an diesem Tag passieren wird. Es beginnt drastisch. Jedoch mit dem zweiten Satz steigen wir langsam in die Geschichte ein.
Ein Maler ist unterwegs durch die Straßen der Stadt. Er braucht für einen Auftrag Farben. Er spürt die Unruhe und das hastige Umherlaufen der anderen Passanten in eine bestimmte Richtung. Dahin, wo stets die öffentlichen Hinrichtungen stattfinden.

Während seiner Besorgung der Farben, erfährt er Details über das Spektakel, was sich an diesem Tag noch abspielen wird. Auch dass es sich diesmal um eine junge Frau bzw. ein Mädchen handelt. Eine Frau. Erstmalig nach einundzwanzig Jahren wieder. Er umgeht den Ort. Die Handhabung an sich stößt ihn eher ab, zumal er seine eigenen Sorgen hat.

In diesem Roman spielen zwei Protagonisten eine Rolle, die es tatsächlich gegeben hat. Ebenfalls aktenkundig belegt ist die Hinrichtung.
Der Maler wird zwar von der Autorin in dem Roman zu keinem Zeitpunkt namentlich genannt, aber es ist erwiesen, dass es sich bei dem Maler um Rembrandt van Rijn handelt. Und Elsje, das Mädchen, welches er malen wird, hat es ebenfalls gegeben mit ihrer Geschichte.


Obwohl sie vom Sohn einer wohlhabenden Familie umworben wurde, folgte Elsje ihrer Schwester nach Amsterdam. Dort angekommen fand sie eine Bleibe und irrte Tag für Tag auf der Suche nach der Schwester in der Stadt umher. Als sie nicht mehr in der Lage war, die Zimmermiete zu bezahlen, verlangte die Vermieterin, dass Elsje nun als Prostituierte das notwendige Geld erarbeiten sollte.
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Die Wege kreuzten sich zu beider Lebzeiten nicht, und doch sind sie seit mehr als 350 Jahre bis in die heutige Zeit  miteinander verbunden.

"Mit einem flachen Pinsel gibt er den Falten um Elsjes Bauch und Beine, der Unterseite ihres Arms und der Seite ihres Gesichts vorsichtig, mit Hell und Dunkel spielend, Volumen."

Im Nachwort bedankt sich Margriet de Moor bei der Historikerin, welche sie als erste auf Elsje aufmerksam gemacht hat. 
Welch e
in Glück, dass die Historikerin das gemacht hat. Ansonsten wäre uns dieser großartige, wirklich spannende und ergreifende historische Roman über einen Maler sowie ein geschichtlich überliefertes Ereignis mit hoher Wahrscheinlichkeit vorenthalten worden.

Die niederländische Autorin hat aus meiner Sicht die Zeit des 17. Jahrhunderts, die Umstände der Protagonisten und die Verknüpfung beider Wege gelungen und sehr anschaulich dargestellt. Wir erleben als Leser zwar nur einen Tag, aber durch gut platzierte Rückblenden erfahren wir aus dem Leben beider sowie die dramatische Entwicklung bis zu diesem Tag.

Mir hat dieser Roman zusätzlich so gut gefallen, weil mir am Ende mal wieder bewusst wurde, dass die Malerei zwar eine Augenblicksaufnahme ist, jedoch im besten Falle für die Ewigkeit.


Ja, es ist eine schaurige Geschichte. Trotzdem, nehmen Sie sich Zeit für dieses absolut lesenswerte Buch und besuchen Sie danach eine Ausstellung mit Bildern von Rembrandt. Es muss ja nicht gleich in New York sein.


Buchinformationen:
Historischer Roman - 300 Seiten
Carl Hanser Verlag
ISBN: 978-3-446-23638-7
Auch als Taschenbuch erhältlich.


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