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"Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält."                                                                                            William Somerset Maugham

Rezension - "Der Liebeswunsch" von Dieter Wellershoff

13/6/2017

 
​Dieser Roman, der seinerzeit zum Bestseller avancierte und in dem Marcel Reich-Ranicki „sein Meisterstück“ erkannte, wurde im Jahre 2000 von dem inzwischen 75jährigen und in Köln lebenden Autor veröffentlicht.
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​In seinem 6. Romanwerk greift der Autor ein sehr emotionales, zugleich unberechenbares und vor allem zeitloses Thema auf. Es geht um eine junge Frau und ihre Suche nach Nähe, Geborgenheit, Leidenschaft und Liebe. Eine Suche in der heutigen Zeit und in einer gesellschaftlichen Schicht, die durch Arbeit und Karriere einen Wohlstand erreicht hat, welcher wenig Platz für Zwischenmenschliches lässt und zeitgleich scheinbar den Blick für das wahre Lebensglück trübt.
 
Die junge Frau Anja meldet sich auf eine Haus-Sitting-Annonce. Bei der Übergabe der Schlüssel lernt sie den Freund des Ärztepaares, Marlene und Paul, kennen. Leonhard, diskret, höflich, korrekt und etwas steif in seinem Verhalten, bemüht sich in dieser Zeit um Anja. Mit Erfolg, und zur großen Freude von Marlene.
​​Denn seit sie vor Jahren Leonhard wegen seines besten Freundes Paul verlassen hat, plagt sie das schlechte Gewissen. Zwar hatte sie es mit Geduld und Hartnäckigkeit geschafft, ihn weiterhin als Freund in den Kreis zu ziehen, doch die Verletzungen und Kränkungen hatten ihre Spuren hinterlassen und der bittere Geschmack blieb.
Mit der Hochzeit von Anja und Leonhard war das Gleichgewicht wieder hergestellt und sie konnten nun die Zukunft als „stimmiges“ Freundesquartett antreten. Doch bereits auf der anschließenden Hochzeitsreise stellt sich Anja die Frage, ob sie es 40 und mehr Jahre mit diesem Mann Seite an Seite aushält.
 
Am Anfang des Buches steht das Ende der Geschichte, welches ich hier nicht erwähnt habe. Was dann folgt ist das chronologische und spannende Zusammensetzen eines Puzzles. Im Verlauf der Geschichte kann der Leser erkennen, dass jeder der vier Protagonisten auf seine Art ein Getriebener seiner Wünsche und Begierden ist, stets mit der Hoffnung auf Liebe und immer währendem Glück.
Dieter Wellershoff ging es um eine reine Darstellung der Personen mit ihren Hoffnungen, Wünschen und Befindlichkeiten als auch den daraus resultierenden Situationen, nah an der Realität und ohne jegliche Wertung. Das hat mir besonders gut gefallen.
Sehr interessant ist die sprachliche Umsetzung des Stoffes. Abwechselnd wird der Werdegang jeweils aus der Sicht eines der vier Akteure erzählt. Wobei die Erzählweise immer wieder zwischen der Ich-Form und der dritten Person wechselt. Das geht unmerklich und fließend ineinander über und stört den Fluss des Lesens nicht.
Wellershoff entlässt keinen der Figuren am Ende seines Romans zukunftsträchtig geschweige denn von Glück erfüllt.
Trotzdem:  Absolut lesenswert !!!

Ebenfalls unter dem Titel "Der Liebeswunsch" erschien 2007 die Verfilmung mit Starbesetzung (siehe unten). Leider kann der Film die Tiefe der Geschichte wie in dem Buch nicht wiedergeben.

                      
Buchinformationen:
Roman – 397 Seiten
Verlag Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 3-462-02939-8
 
DVD – ca. 110 Minuten
Verfilmung mit Jessica Schwarz, Ulrich Thomsen, Tobias Moretti und Barbara Auer.

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