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"Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält."                                                                                            William Somerset Maugham

Rezension - "Das Gartenfest" von Katherine Mansfield

23/3/2018

 

In diesem Jahr jährt sich der Todestag der neuseeländisch-britischen Schriftstellerin zum 130. Mal.
Die Bankierstochter hieß mit Geburtsnamen Kathleen Mansfield Beauchamp. Sie starb aufgrund einer Tuberkuloseerkrankung bereits im Alter von 34 Jahren.
Sie war Freundin und Rivalin von Virginia Woolf sowie Freundin und Feindin von D.H. Lawrence.
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Katherine Mansfield, erst vor ein paar Monaten während einer Reise entdeckt, kannte ich bis dato nicht. Seit ich das von ihr selbst zusammengestellte Erzählband "Das Gartenfest" gelesen habe, bin ich begeistert. Es beinhaltet 15 Charakterstudien. Studien aus der Zeit ihres kurzen jungen Lebens, Anfang des 20. Jahrhunderts, in der neuseeländischen Gesellschaft sowie im wilhelminischen Deutschland. Short stories per ecxellence. Die Autorin war auf der einen Seite eine sehr gute Beobachterin und zum anderen hatte sie die Begabung zum Schreiben. Eine Fähigkeit, um die sie von ihrer Freundin Woolf beneidet wurde.
15 Erzählungen, wobei die kürzeste 5 Seiten zählt und die längste 50. Es sind Momentaufnahmen, und eigentlich passiert nicht viel. Das, was passiert, ist eher alltäglich und nebensächlich als spektakulär oder aufsehenerregend. Es sind die kleinen Geschehnisse, flüchtig und unauffällig.
Kühl, präzise und mit einem scharfen Auge beschrieb die junge Autorin Situationen, Augenblicke, Emotionen und Charaktere. Die Beschreibungen sind stimmungsvoll, deutlich und bilderreich. Sie fand Worte für das, was ein jede/r von uns kennt, auf die eine oder andere Weise.
Mansfield, die für jene Zeit und Gesellschaft ein sehr unstetes und vor allem unkonventionelles Leben führte, war Wegbereiterin der modernen englischen Erzählliteratur. Sie gilt als Meisterin und ist eine der bedeutendsten Vertreterinnen der short stories.
Die Handlungen sind sehr verschieden und lassen sich flüssig und gut lesen. Zum Beispiel erzählt eine Story von einer idealen Familie, eine andere davon, wie eine Zofe sich Gedanken macht, in der nächsten geht es mit Großmama auf eine Schiffsreise oder wir erfahren, ob Herr Tauber bei seinem Heiratsantrag Chancen hat. 
In "Ihr erster Ball" steigt man als Leser/in sofort mit den ersten zwei Sätzen in die Gefühlswelt der jungen Dame Leila ein. "Genau zu sagen, wann der Ball eigentlich begonnen hatte, das wäre Leila schwergefallen. Vielleicht war sogar das Taxi ihr erster wirklicher Partner." Man sitzt mit Leila im Taxi, versucht alles aufzunehmen und trotzdem kühl und gelassen zu wirken. Mit ihrem ersten Ballbesuch wird sie in die Gesellschaft eingeführt. Die Aufregung und Hektik beim letzten Blick in den Spiegel und das Zurechtzupfen der Haarsträhne auf der Damentoilette, obwohl keine Zeit und vor allem kein Platz da ist, weil Jede die schönste an diesem Abend sein will. Lesend ist man mittendrin,  spürt die Nervosität, das Beglücktsein und den ständigen Wechsel der Emotionen der jungen Frau. Und im nächsten Moment, im nächsten Absatz ist man schon wieder mit ihr draußen, rennt mehr als das man läuft der Musik im Saal entgegen.
Ich will nicht zu viel verraten, nur das: Es ist herrlich geschrieben und herrlich zu lesen.

Ein nettes kleines Buch, das mir Lust auf mehr von Katherine Mansfield gemacht hat.

Buchinformationen:
Erzählungen - 230 Seiten
Insel Verlag
ISBN: 978-3-458-33905-2

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